Der Fernseh-Clown meldet sich ab


Wer die Sommerpause als Eishockey-Asket verbrachte, der hat eine skurrile Episode in Krefeld verpasst: "Wie demontiere ich meinen Trainer?" bzw. "Wie verhindere ich meine Anstellung?" sind zwei Themen, über die die Krefelder Funktionäre bzw. der Doch-Nicht-Trainer-Und-Erst-Recht-Nicht-Manager Rick Amann Stunden zu erzählen hätten.

Was war passiert? Nachdem die Pinguine die Play-Offs verpasst und ihren Trainer Mason entlassen hatten, präsentierte man schnell einen Nachfolger: Rick Amann, bekannt als DEG-Raubein, Ex-Nationalverteidiger und vor allem von seinen Auftritten bei Premiere World und DSF, sollte Mason ersetzen. Daneben/ darüber/ darunter - so genau wusste man das nie - sollte er von Chris Valentine unterstützt werden.

Doch bereits während der letzten Saison - Amann war noch Analyst beim Fernsehen - kamen erste Zweifel auf: Rick Amann sprach auf einmal davon, als Manager bzw. "Manager-Coach" engagiert worden zu sein. "Widerspruch!" ließ Wolfgang Schäfer, Geschäftsführer der Pinguine verlauten: "Herr Amann hat bei uns einen Vertrag als hauptamtlicher Trainer unterschrieben. Co-Trainer wird Chris Valentine, und um die Integration der Förderlizenz-Spieler und das Torwart-Training wird sich Karel Lang kümmern." Und damit hat er eigentlich schon alle Krisenherde genannt, die im weiteren Verlauf der "Affäre Amann" noch eine Rolle spielen sollten.

Da wäre erst einmal der unterschriebene Vertrag: Noch im Mai wurde über die - von Amann so genannten - "Nebengeräusche" verhandelt. Auto, Wohnung, Spesen - alles musste nachverhandelt werden. Und um Amanns Position im Team gab es - natürlich - ebenso Gerangel. Letztendlich schien Mitte Juni dann endlich alles in trockenen Tüchern zu sein, "Trainer" Amann hinterließ einen Trainingsplan für die jungen Deutschen und verabschiedete sich in seine Heimat. Doch schon aus Kanada setzte es erste Kritik an der Krefelder Geschäftsstelle: Die Öffentlichkeitsarbeit sei schlecht. Es sei nicht einsichtig, daß der Draft eines der größten Talente, die in letzter Zeit in Krefeld spielten, weder auf der Homepage der Pinguine noch in der lokalen Presse gebührend erwähnt wurde. Da werde Christian Erhoff, Jung-Nationalspieler und DEL-Hoffnung, von einer NHL-Mannschaft gedraftet (als 106. in der 2 Runde von San Jose), und in der Heimat des Jungen interessiere sich niemand für diese tolle Sache.

Und nach Amanns Rückkehr eskalierte sein Verhältnis zu den Pinguinen weiter: Seine Trainingspläne, die er dem in Krefeld gebliebenen Ex-Goalie Lang überlassen hatte, waren nicht befolgt worden - und zwar "mangels Masse". Es hatten sich schlicht und einfach zu wenige Spieler gemeldet, ein Trainings- und Auswahlprogramm ergab so wenig Sinn. Oder waren die potentiellen Spieler gar nicht von dieser Möglichkeit unterrichtet worden? Kümmerte man sich im Sommer mehr um neue Spieler aus dem Ausland, und vernachlässigte die Jugendarbeit? Fragen über Fragen, und die Tatsache, dass sich die Eishockey-Öffentlichkeit genau diese Fragen überhaupt stellte, führte letztendlich dann zur Trennung von "Trainer" Amann.

Die Begründung der Pinguine ist nachvollziehbar: Das, was Amann zuerst bemängelt hatte - schlechte Öffentlichkeitsarbeit - wurde nun ihm vorgeworfen. Weil er zu viele Interna - selbst wenn sie denn stimmten - ausgeplaudert hatte, zog man in Krefeld die Reißleine. Lutz Lenders, Pressesprecher der Pinguine: "Ich glaube, daß Herr Amann die Worte Cleverness und Diplomatie überhaupt nicht schreiben kann."

Eine Woche später wird Amann entlassen und ersetzt vom Sommerpausen-Co, Chris Valentine. Der sieht das Ganze pragmatisch: "Ich bedauere, dass Rick nicht mehr bei uns ist. Ich hätte gern mit ihm zusammen gearbeitet. Dass ich jedoch eine Notlösung bin, ist nicht richtig. Ich war von vornherein Chefcoach und nichts weniger. Es hat sich also nichts geändert."