Torpedos statt Verteidiger!?


Hier geht's nicht um den Untergang der Kursk, sondern um eine neue Angriffs-Taktik. Grob gesagt handelt es sich dabei um ein 1+2+2-System. Als letzte Konsequenz dieser angeblich neuen "Torpedo-Taktik" könnte man also auf ein paar Verteidiger ver-zichten.

Was ist nun ein Eishockey-Torpedo? Lt. EH News spielt Scotty Bowman - immerhin der wohl erfolgreichste Trainer der Welt - mit dem Gedanken, die Detroit Red Wings nach einer von Mats Waltin bei Djurgarden Stockholm entwickelten taktischen Variante angreifen zu lassen - wenn ich's richtig kapiert habe, handelt es sich hier um eine Ausweitung der Powerplay-Taktik "Diamond" auf das Spiel fünf gegen fünf: Zwei Forechecker tief im Angriffsdrittel stören früh, zwei weitere Stürmer sichern etwas zurückhängend (oder auch weiter vorn, je nachdem) die Banden ab. Den defensiven Part übernimmt ein zentraler Abwehrspieler.

Bowman plant, nächste Saison zumindest eine Formation der Red Wings so spielen zu lassen: Kirk Maltby und Kris Draper als Torpedos, an den Banden Sergej Fedorow und Steve Yzerman. Dahinter Nicklas Lidström als zentraler Verteidiger. Bowman erwartet mehr Tore: "Vor allem bei gleicher Spielerzahl hat man sich zuletzt doch nur neutralisiert."

Wenn ich mich recht entsinne, habe ich die Torpedos auch in der DEL schon entdeckt, z.B. letztes Jahr bei Kassel. Jedenfalls agierten mehrere Mannschaften manchmal mit zwei Forecheckern - wie's dabei in deren Verteidigung aussah, weiß ich nicht so genau. Es kann auch sein, daß quasi aus der Not (viele verletzte Verteidiger - haben die Panther das auch schon ausprobieren müssen?) auf die Torpedos zurückgegriffen wird. Meistens war's allerdings so, daß unser "Einzel-Torpedo" mit der Nummer 28 die gegnerische blaue Linie bewachte, oft ohne Bindung zum restlichen Team. Wer weiß, vielleicht wäre er mit einem zweiten Torpedo besser gewesen? Oder es klappt in Schwenningen ...

Jedenfalls klingt das System interessant - wenn sogar Bowman sich mehr Tore davon verspricht, kann's ja so schlecht nicht sein. Und wer spielt(e) eigentlich bei Djurgarden, und vor allem: Wie spielte Djurgarden? Und wer käme bei den Panthern für eine solche Reihe in Frage? Daß es sich ursprünglich um eine schwedische Variante handelt, ist sie auf jeden Fall auch auf den größeren europäischen Eisflächen möglich.

Die beiden Bandenstürmer müßten defensiv stark sein, der Verteidiger groß und mit Übersicht, außerdem eingespielt mit seinen Partnern an den Banden. Denn wenn die beiden Forechecker ausgespielt werden, steht evtl. ein Einzelner einer Übermacht entgegen. Allerdings binden zwei Torpedos auch einige Gegner im eigenen Drittel, und wenn einer den Puck erobert, ist der erste Pass - auf den anderen Forechecker vor dem Tor - oder der zweite - zurück über die Bande - wohl ein tödlicher. Sollte man schon mal ausprobieren, oder?